Medizinische Beipackzettel für Medikamente: Papier, digital oder beides? Die Europäischen Kommission überlässt es den Ländern zu entscheiden, ob die Packungsbeilage des Arzneimittels in elektronischer Papierform, oder in beidem vorliegt. Der Umstieg auf ausschließlich die elektronische Version aber birgt Gefahren. Es mangelt an digitalen Kompetenzen in der Bevölkerung und der an Sicherheit der Information.

Derzeit werden Arzneimittelanweisungen einschließlich Dosierung, Lagerung und möglichen Nebenwirkungen in einer schriftlichen, standardisierten Packungsbeilage bereitgestellt, die jeder Arzneimittelpackung beiliegt. Die Regulierungsbehörde der Europäischen Kommission hat beschlossen, dass die Broschüren auch nur in elektronischer Form vorliegen können. Mit anderen Worten, die Plicht Medikamenten eine gedruckte Packungsbelage beizulegen, könnte Deutschland entfallen. Alternativen, wie den Zettel digital in der Apotheke auszudrucken werden diskutiert. Nicht geklärt ist wie dieser Weg sicher funktionieren soll und wer die Kosten dafür trägt.
Ökologische Überlegungen scheinen im Mittelpunkt der Initiative zu stehen. Aber: Papierbroschüren werden zu gut 80 % recycelt und in Deutschland hergestellt. Das Papier stammt aus zertifizierten, europäischen Wäldern, die im übrigen in den letzten 30 Jahren deutlich gewachsen sind. Das ist nachhaltig. Bei „die Phramadrucker“ wird digital gedruckt, das spart zusätzliche Ressourcen und 30% der Primärenergie.
Der Energieverbrauch digitaler Geräte und Rechenzentren stellt dagegen zunehmend große Umweltprobleme dar.
Gedruckte medizinische Beipackzettel sind sicher und barrierefrei
Die Abschaffung von medizinischen Informationsbroschüren in Papierform birgt erhebliche Risiken für die Patientensicherheit, insbesondere für ältere Menschen und diejenigen, die von der digitalen Technologie ausgeschlossen sind. Diese Bevölkerungsgruppen sind auf Papierbroschüren angewiesen, um wichtige Informationen über ihre Medikamente zu erhalten. Ohne sie riskieren sie Medikamentenmissbrauch und gesundheitliche Komplikationen.
Nur die Hälfte (52,2% laut eurostat, 2023) der Deutschen verfügen über grundlegende digitale Kompetenzen. Das bedeutet: Wenn Informationen zu Arzneimitteln nur digital verfügbar sind, könnte dies für einige Patienten ein Risiko darstellen, die die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln verringern. Die vielgepriesene Barrierefreiheit und der Gleichbehandlungsgrundsatz wären verletzt.
Schließlich ist die Vertraulichkeit der digital zugänglichen Daten nicht eindeutig gewährleistet. Sie sind besonders anfällig für die wachsende Bedrohung durch Cyberangriffe und Manipulationen. Diese Angriffe haben in den letzten Jahren um ein Vielfaches zugenommen.

Selbst die “digitalen” US-Bürger schätzen die gedruckte Packungsbeilge
Wir sind der festen Überzeugung, dass gedruckte Arzneimittelliteratur die primäre Informationsquelle für Patienten und medizinisches Fachpersonal bleiben muss. Nur so ist eine sichere und genaue Bereitstellung von Medikamenteninformationen zu gewährleisten. Das Digitale muss den Druck ergänzen, nicht ersetzen. Echte Zugänglichkeit bedeutet sowohl digitale als auch Papierformate anzubieten.
Übrigens: in den USA gibt es schon lange keine Pflicht zum medizinischen Beipackzettel mehr. Trotzdem ist er nach wie vor in fast allen Medikamentenpackungen enthalten.
Weitere Infos und Schaubilder unter: https://www.mlps-leaflet.org
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